Text: Blaxploitation

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innominate
bad motherfucker
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Beitrag#1  02.11.12 - 15:12  Text: Blaxploitation Antworten mit Zitat

Ich hab einen Text über das Subgenre der Blaxploitation-Filme verfasst. Stelle ihn mal hier rein, vielleicht interessierts den ein oder anderen.

Was ist… Blaxploitation ?

Der Name dieses US-amerikanischen Filmgenres, welches als Subgenre sowohl im Thriller- Krimi- und Komödienbereich zu Hause war, ist eine Kombination aus "Black", dem englischen Wort für schwarz und "Exploitation", die Bezeichnung für ein Filmgenre mit Billigproduktion und expliziten Darstellungen. Der Begriff bezieht sich auf Exploitationfilme, die aus der Sicht von Afroamerikanern gedreht wurden. Exploitation bedeutet ins Deutsche übersetzt Ausbeutung, Ausnutzung. Ausgenutzt wird bei einem Exploitationfilm zum einen die Sensationslust des Zuschauers, zum anderen die Ideen von Hollywood-Blockbustern, die in einer ganz eigenen Art und Weise nachgeahmt werden.

Blaxploitation war ein kurzlebiger, aber einflussreicher Stil in der Popkultur der 70er Jahre. Blaxploiation-Filme entstanden aufgrund des sozialpolitischen Bewusstseins der schwarzen Gesellschaft. Das durch die Bürgerrechtsbewegung entstandene neue Selbstbewusstsein der afroamerikanischen Bevölkerung sollte für die Filmstudios für Profite sorgen. Die Filmindustrie begann sich auf „schwarze Themen“ zu konzentieren, um den Markt der schwarzen Kinobesucher zu erschließen. Tatsächlich profitierte finanziell vor allem das „weiße Hollywood“.
Durch die Oberflächlichkeit und rigide Abgrenzung von der weißen Bevölkerung in manchen Blaxploitation-Filmen muss man dem Blaxploitation-Genre leider in manchen Fällen auch eine weitere ghettoisierung der schwarzen Popkultur attestieren. Die Filme erlaubten es zwar stets, afroamerikanischen Schauspielern Hauptrollen ganz alleine zu stemmen, jedoch wurden auch einige von weißen Regisseuren gedreht, die oft nur das Ziel hatten, auf die populäre Blaxploitation-Welle aufzuspringen und hirnlose Action mit klischeehaften Darstellungen produzierten.
Dennoch kann man sagen, dass die meisten Filme des Blaxploitation-Genres dazu beigetragen haben, die schwarze Popkultur einem weißen Publikum zu präsentieren ohne sie zu diffamieren. Die Filme halfen auch, einem weißen Publikum die damals angesagten schwarzen Musikrichtungen Soul und Funk näher zu bringen. Somit profitierten von der Blaxploitation-Ära auch Musiker wie Roy Ayers, Isaac Hayes, Bobby Womack, Curtis Mayfield oder Willie Hutch, die Songs zu Soundtracks der Filme beisteuerten.

Auch wenn, als das Subgenre Ende der 70er zu Ende ging, augenscheinlich sich nicht viel veränderte hatte weil danach wieder weiße Helden wie Dirty Harry als Helden die schwarzen als stereotype Bösewichte in die Schwanken verwiesen, animierte die Black Power- Einstellung mancher Filme dieser Ära Leute wie die schwarzen Regisseure Spike Lee oder Mario Van Peebles in der 80ern selbstbewusste Filme zu machen.

Der wohl erfolgreichste und bekannteste Film der Blaxploitation-Zeit ist Shaft (1971), basierend auf den Romanen von Ernest Tidyman, in dem erstmals ein Schwarzer (Richard Roundtree) die Rolle des Protagonisten spielte.
Als weitere Stars des Genres gelten der Regisseur Melvin van Peebles (Sweet Sweetback's Baadasssss Song, 1971) und der (weiße) Filmemacher Jack Hill, der mit seinen Beiträgen zum Genre Coffy, (1973) und Foxy Brown (1974) die Schauspielerin Pam Grier zur ungekrönten „Queen of Blaxploitation“ machte und eine positive Ausnahme unter den weißen Blaxploitation-Regisseuren darstellt.

Ab Mitte der 70er Jahre hielten nur noch wenige Filme dieser Ära eine höhere Qualität. Zwar waren von Anfang an die meisten Streifen Low-Budget-Produktionen, doch irgendwann sollten die Produktionen immer schneller die Blaxploitation-Welle abschöpfen ohne auf künstlerischen und geistigen Wert zu achten. Da die meisten der Filme bald ausschließlich auf tumbe Action ausgelegt waren und auch schwarze Regisseure ihre Ideale an den Nagel hängten und die Erfolgsrezepte immer und immer wieder wiederholten, begann so Ende der 70er Jahre der Niedergang des Genres.

Heute hat das Blaxploitation-Genre Kultcharakter und die Filme genießen weltweit größte Popularität bei Cineasten. Quentin Tarantino drehte 1997 mit Jackie Brown eine liebevolle Hommage sowohl an das Subgenre als auch ganz speziell an Pam Grier. Mario van Peebles, der Sohn von Melvin van Peebles, inszenierte mit dem Western Posse (1993) weniger eine Hommage als einen Film wie aus der damaligen Blaxploitation-Ära selbst. Doch Kurzauftritte seines Vaters und von Isaac Hayes sowie Pam Grier lassen natürlich auch eine Huldigung an das Genre erkennen. Regisseur Scott Sanders verzichtete bei seinem Film Black Dynamite (2009) dagegen komplett auf die Anwesenheit alter Blax-Stars sondern hatte scheinbar den Anspruch, einen Film ganz wie aus den alten Tagen zu machen. Die Action-Komödie dürfte vor allem den Leuten gefallen, die in den Original-Filmen die coolen Sprüche und Schießereien am besten fanden.

Als Filme, die die damaligen sozialen Bewegungen der schwarzen Gesellschaft repräsentieren, werden die Filme der 70er Jahre heute nicht bezeichnet. Es wird aber dabei oft vergessen, dass die Filme damals mit Tabus gebrochen haben. Die Filme feierten die schwarze Kultur, sie schienen sagen zu wollen: "Seht her, diese Leute sind schwarz und sie sind stolz darauf!" So etwas hatte es vorher nicht gegeben. Nachdem in ein paar wenigen Hollywood-Großproduktionen wie Flucht in Ketten (1958) mit Sidney Portier einem schwarzen Mann gestattet wurde, als Sympathiefigur neben einem Weißen Seite an Seite zu kämpfen, gehen diese Filme der 70er Jahre so weit und machen einen Schwarzen zum alleinigen Helden (Shaft). Jack Hill setzte mit seinen Blaxploitation-Filmen Coffy und Foxy Brown noch eins drauf und ließ eine schwarze FRAU die Heldin sein. Sicherlich ebneten Filme wie Flucht in Ketten oder Otto Premingers Carmen Jones (1954; der erste US-Film mit ausschließlich schwarzen Schauspielern) dem Blaxploitation-Genre den Weg und "wärmten" das Publikum quasi vor. Aber den Verdienst dieser Filmbewegung für die afroamerikanische Popkultur schmälert dies nicht.

(c) Stefan Schuster


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Beitrag#2  02.11.12 - 16:09   Antworten mit Zitat

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Beitrag#3  02.11.12 - 19:33   Antworten mit Zitat

Sehr gut, wusste ich bisher noch nicht - danke! Smile
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