[Review] Leichen pflastern seinen Weg
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innominate bad motherfucker


Alter: 38 Geschlecht:  Beiträge: 819 Registriert: 19.02.04 Wohnort: Wiesbaden |
#1 26.01.13 - 10:55 [Review] Leichen pflastern seinen Weg
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Leichen pflastern seinen Weg
Il grande silenzio
Italien/Frankreich, 1968
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Carlo D'Angelo, Vonetta McGee, Mario Brega u.a.
Schmutz, harte Arbeit und Jagd regierten das Leben der Männer im 19. Jahrhundert. Jagd auf Tiere als auch auf Menschen. Die Jagd auf Menschen zeigt Sergio Corbucci, nach Sergio Leone der bekannteste Western-Regisseur Italiens, in seinem legendären Streifen LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG. Der egozentrische Kopfgeldjäger Loco (gespielt von Klaus Kinski) jagt Verbrecher wie Vieh. Diese Verbrecher jedoch wurden nur zu solchen, weil sie und ihre Familie Hungern müssen in dieser kalten Welt. Sie müssen stehlen, um zu überleben.
Überhaupt ist in Corbucci’s Meisterwerk alles kalt. Kaltblütig ermordet Loco die Outlaws, genauso kalt wie der Schnee ist. Die zwar schön anzusehenden von Kameramann Silvano Ippoliti gefilmten Schneelandschaften, drücken aber gleichzeitig auch die Stimmung. Diese kommt beim Zuschauer gut rüber und geht daher im Einklang mit der unterkühlten Atmosphäre, wenn Loco auf Menschenjagd geht. Auf den Steckbriefen steht zwar "tot oder lebendig", doch machen sich die Kopfjäger gar nicht erst die Mühe und versuchen die Leute gefangen zu nehmen.
Und so hat LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG sogar fast so etwas wie einen politischen Aspekt. Der Sheriff kann Loco und die anderen Kopfgeldjäger nämlich nicht fest nehmen, weil sie nur Verbrecher beseitigt haben. Doch ist es wirklich legal, das Männer "aus dem Volk" den Henker spielen und unter dem Deckmantel des Gesetzes kaltblütig Menschen erschießen? Nun, früher war es das. Und LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG zeigt das unverblümt. Doch auch Silence (gespielt von dem Franzosen Jean-Louis Trintignant), der gegen die Kopfgeldjäger und allen voran Loco vorgeht, ist kein typischer Held. Auch er erschießt ohne mit der Wimper zu zucken Leute, wenn es nötig ist. Etwa wie in Notwehr oder wenn er einen Auftrag annimmt, jemanden zu töten. Dabei reizt er seinen Gegner so lange, bis dieser als erstes zieht. Da Silence verteufelt schnell zieht, ist er immer der Gewinner. Anhaben kann man ihn für den Mord allerdings nichts, da ja der andere zuerst seinen Revolver gezogen hat. Und immer sorgt er dafür, dass dies auch Leute bezeugen können. Damals musste eben jeder schauen wo er bleibt und wie er an Geld kommt. Da gab es keine Helden, wie es uns viele US-Western immer wieder vorgaukeln.
Seinen Kultstatus erreichte LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG nicht nur durch seine im Italo-Western einzigartige Schneelandschaft und coole Atmosphäre (im positiven wie auch im negativen Sinne), sondern auch durch die Kleidung der Akteure. Lange Wintermäntel, Hüte mit Federn und langen Schals um die Hüte gebunden. Alles sehr ungewöhnlich für einen Western und daher so faszinierend. Erwähnenswert ist der Fakt, dass Corbucci seinen Film dem Andenken an Martin Luther King, Che Guevara und "überhaupt all denen, die ermordet wurden und deren Tod in jedem Fall zu etwas gedient hat, und wenn nur dazu, die Gewalttätigkeit zu verdammen." gewidmet hat. Genau wie Chè Guevara damals werden auch Silence in einer Szene die Hände zerstört. Demzufolge kann der Film auch nur das Ende haben, das er hat. Nicht nur kein typisches Happy End, sondern einen deprimierenden und sehr nachdenklichen Schluss. Diese letzte Szene ist sehr atmosphärisch dicht inszeniert und stößt mit jeder Faser Unheil aus.
Seit Jahren mein Lieblings-Italo-Western!
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"Für drei Regisseure würde ich jederzeit umsonst arbeiten: Jack Hill, Quentin Tarantino und Rob Zombie." - Sid Haig |
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Mr. Goodkat rock n rolla


Alter: 34 Geschlecht:  Beiträge: 1624 Registriert: 06.04.07 Wohnort: Augsburg |
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innominate bad motherfucker


Alter: 38 Geschlecht:  Beiträge: 819 Registriert: 19.02.04 Wohnort: Wiesbaden |
#3 26.01.13 - 13:11
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Hab noch keinen der von dir genannten Filme gesehen. Ich würde mal behaupten, dass diese Filme sich an il grande Silenzio orientierten, was die Location im Schnee angeht. In sofern ist er im Gesamtpaket wahrlich einzigartig.
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